Hallo Gemeinde,
einige von Euch werden sich meinen Ascona bereits auf der Webseite der Opelfreunden Wolfenbüttel angeschaut haben. Möchte ihn hier aber gerne etwas genauer vorstellen:
Eckdaten:
- Baujahr 1976
- 1,6N, 60 PS
- Brilliantocker L426
Die Historie:Leider gibt es nur eine lückenhafte Historie zu dem Wagen. Der Vorbesitzer hatte den Ascona von einer Erbengemeinschaft gekauft, und wollte ihn eigentlich selber wieder flott machen. Er konnte mir nur sagen, daß das Auto 1976 von einem spanischen Handwerker in Hildesheim gekauft wurde, welcher im Winterhalbjahr (beim sogenannten „Schlechtwetter“) damit jedes Jahr in die Heimat gefahren ist. Daher erklärt sich auch der gute Zustand des Unterbodens – die Karosse hat wahrscheinlich nie Streusalz abbekommen.
1993 wurde der Wagen an einen Türken nach Berlin verkauft, und ein Jahr später (1994) kam er wieder zurück in den Landkreis Hildesheim, und wurde dort in einer Scheune für 13 Jahre abgestellt.
Die Vorgeschichte:Im August 2007 wurde der Zweitwagen meiner Frau, durch einen unachtsamen Verkehrsteilnehmer, in die ewigen Jagdgründe geschickt. Dadurch wurde eine Hälfte unserer Doppelgarage frei. Über den Winter lagerten wir dort Gartengeräte, Terrassenstühle- und Tisch, und Sonnenschirme ein.
Da ich nur rund 5 Km von meiner Arbeitsstätte entfernt wohne, hatten wir den Zweitwagen eh selten benutzt, und daher beschloss ich, meinen lange gehegten Traum, wieder Ascona zu fahren, wahr zu machen.
Die Traumverwirklichung:Anfang April 2008 wurde im OHF ein Ascona angepriesen, welcher von den dortigen „Experten“ mächtig zerrissen wurde. Zeitgleich wurde bei eBay auch noch ein für mich interessantes Objekt angeboten, welches auf den Fotos recht gut aussah. Nach Rücksprache mit meinem Cousin (er schraubt seit gut 30 Jahren an Opels herum), entschied ich mich für den „eBayer“. Leider entpupte sich der Wagen bei Abholung in Dänemark als Blender. Da der Wagen aber eine neuwertige Innenausstattung hatte, und ein echter SR war, nahm ich ihn trotzdem mit.
Bericht vom "Dänen"
Nachdem ich den „Dänen“ entkernt hatte, war mir klar, daß das Auto ein Faß ohne Boden ist. Er wurde geschlachtet und alles brauchbare eingelagert.
Dann hieß es wieder: Umschauen nach einer guten Karosse. Ich entschloss mich, den im OHF angepriesenen Ascona in Hildesheim anzuschauen. War ja nur ein halbes Stündchen Fahrt...
Bei dieser Begutachtung nahm ich mir das Vehikel gaaanz genau unter die Lupe. An der Karosse blühte es nur ein wenig unter den Scheibengummis, und die Türen waren faulig, was aber kein Problem darstellte, da die vom Grünen noch 1a waren. Auch die Innenausstattung war mehr als verwohnt – wie gut, daß die vom „Dänen“ noch in Ordung war. Der Motor lief zwar etwas „blubberige“, ich maß dem aber keine größere Bedeutung zu, da der Asci 13 Jahre in einer Scheune zugebracht hatte.
Nach kurzer Preisverhandlung wurden wir uns einig, und ich bekam den Wagen sogar nach Hause gebracht...
Die Wiederbelebung:Anfang August 2008 begann ich den Wagen zu entkernen. Nach dem Ausbau der Scheiben entpuppte sich der Flugrost an den Scheibenrahmen als großflächiger Lochfraß. Am Rest der Karosse gab es nichts auszusetzen.
Die Motorhaube gab ich nach Salzgitter zum Sandstrahlen. Nach ein paar Tagen rief mich der Sandstrahler an, daß mit der Haube ein „Missgeschick“ passiert sei. Ich fuhr hin, und fand nur noch ein Stück Wellblech vor :we: .
Nach fast 4 Wochen Suche fand ich endlich eine Haube. Opel-Oldtimerservice Krause hatte noch eine Neue zu liegen. Ich nahm einen Tag Urlaub und holte die Haube aus dem rund 500 Km entfernten Meinerzhagen ab.
Woche um Woche verstrich, bis mein Cousin Anfang Oktober endlich Zeit fand, mir sein Schweißgerät auszuleihen – ich konnte mich ans Werk machen.
Zeitgleich holte ich mir Kostenvoranschläge von mehreren Lackierern ein. Diese ließen mich tief durchatmen... :we:
Ein bekannter gab mir einen Tip, daß sein Freund „nach Feierabend“ Autos lackiere. Wir knüpften den Kontakt, und wurden uns Handelseinig
. Der Lackierer hatte „Nebengewerbe“ angemeldet, folglich basiert die Lackierung nicht auf „Schwarzarbeit“...
Mitte Dezember 2008 waren die Schweißarbeiten beendet, und der Ascona wurde zum Lackieren nach Peine geschippert. Ein paar Tage später rief mich der Lacker mit einer Hiobsbotschaft an. Da mein Asci im Opel Werk „Antwerpen II“ gebaut wurde, ist auf der Karosse Thermolack verarbeitet worden. Er hatte versucht mit unterschiedlichen Trennfillern der Lage Herr zu werden, doch der alte Decklack „krisselte“ immer wieder hoch. Folglich begannen wir den Wagen komplett abzuschleifen. Nach drei in Peine verbrachten Wochenenden war es endlich geschafft. Der Wagen war grundiert, durchgeschliffen, und Anfang Januar 2009 bereit zum Lackieren. Nun wurde der Lackierer krank, der Decklack musste warten.
Anfang Februar 2009 war es dann endlich so weit – der Lack war drauf
.
Kurz darauf brach der Winter in Deutschland herein. Erst Mitte März konnte es weiter gehen. Woche um Woche sah der Ascona wieder mehr nach einem Auto aus, nur der „blubberige“ Motorlauf blieb. Ich wechselte alle Verschleißteile am Motor, tauschte den Verteiler – alles ohne Erfolg.
Nachdem ich noch die Kompression geprüft hatte, fand ich die Ursache des „Blubberns“ heraus. Der dritte Zylinder hatte nur 4,5 Bar Kompression
.
Runter mit dem Zylinderkopf, und nachgeschaut. Zwischen Einlass- und Auslassventil des dritten Zylinders gab es einen Haarriss. Glücklicherweise bot gerade jemand aus Kassel einen gebrauchten Zylinderkopf bei eBay zum Verkauf. Ich bot 1000 Euro, damit ich ihn definitiv bekomme...
Nun ging es voran. Bis August 2008 wurde der Asci komplettiert, so daß endlich ein TÜV-Termin vereinbart werden konnte. Zum Schluß bekamen alle Hohlräume noch eine 120°C heiße "Mike Sanders Dusche".
Die TÜV-Abnahme könnt Ihr Euch hier durchlesen
Während der ersten Kilometer merkte man richtig, daß der Motor 13 Jahre gestanden hatte - kein Durchzug und hoher Verbrauch. Nach gut 1000 Kilometern überprüfte ich nochmals alle Einstellungen an der Zündung, korrigierte, und mit jedem Kilometer fuhr der Wagen spritziger.
Seit August 2009 bin ich bereits 7000 Km gefahren. Neulich sogar zum Treffen der „Luden“ mit Zeltklappfix am Haken durch die Kasseler Berge – ich musste nur 2x in den dritten Gang schalten...
Ich hoffe, daß mein Bericht nicht zu "erschlagend" für Euch war. Vielleicht treffe ich ja in der nächsten Saison den Einen, oder Anderen von Euch. Freue mich schon auf ein Schwätzchen :uuu: .
Grüße
Det
PS: Hier seht Ihr ein paar Bilder, vom heutigen "ist "-Zustand.